Urban Habitat als globale Herausforderung
Charles Landry
Charles Landry beschäftigt sich seit über 40 Jahren mit der Thematik, welchen Einfluss die Faktoren Kultur und Kreativität auf die künftige Entwicklung der Städte nehmen. Er schreibt dem kreativen Potential von Städten eine besondere Bedeutung für deren Überlebensfähigkeit zu. Zur zentralen Ressource der Wissensgesellschaft wird die Fähigkeit der Menschen, unkonventionelle Lösungen für zentrale Aufgaben zu finden. Städte und Regionen, die auch in Zukunft erfolgreich und lebenswert sein wollen, müssen in der Lage sein, kreatives Potential auszubilden, anzuziehen und zu halten. Charles Landry entwickelte daraufhin eine Vier-Stufen-Strategie zur Schaffung einer kreativen Stadt. Er ist international als Berater für Stadtentwicklung und auch für die Weltbank tätig. Seine von ihm 1978 gegründete Kulturberatungsagentur Comedia hat bis heute ca. 450 Projekte in 35 Ländern realisiert.
Zum Thema „Digitalisierte Stadt“ schreibt Charles in einem Paper, das er uns im Vorfeld zugesandt hat (Auszüge):
„Die digitalisierte Stadt ist bereits da, aber sie braucht eine gemeinsam erarbeitete Vision, wie es weitergeht. Die Digitalisierung stellt eine tektonische Verschiebung dar und verleiht der Datenverarbeitung eine immense Kraft. Ihre Geräte verändern die Gesellschaft und das soziale Leben, die Kultur, die Konnektivität, die Wirtschaft und auch die Städte. Diese Geräte sind sowohl befreiend als auch potenziell invasiv. (…)
Unbestreitbar gibt es unzählige Versprechen und Chancen zur Verbesserung unserer Lebensqualität, indem wir das Leben bürgernäher, lokaler, bequemer oder effizienter gestalten. (…) Doch wie bei allen neuen Technologien bergen diese positiven Aspekte auch Gefahren. Die Kontrolle durch Algorithmen oder die Überlastung durch die ständige Datenflut
oder eine Arbeitslosigkeit, die durch intelligente Roboter verursacht werden könnte, sind die drängendsten Probleme. (…)
Die Neugestaltung der entstehenden Stadt braucht größere Werte, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen, und eine vernetzte urbane Kultur schaffen. Eher sollte eine menschliche Perspektive Treiber der Technologien sein, als dass Technologien unser Potenzial formen.“